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Das Mainzer Bernsteinzimmer

Schmidt, Dieter. 190 Seiten, Mainz 2011. ISBN 978-3-980939546, Preis: 11,95 €


Dieses Buch sticht aus der Schmidt’schen Reihe Mainzer Lokalkriminalromane heraus; es erzählt die Geschichte dreier Charaktere aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Schmidt ist bekannt für seine bodenständigen Schilderungen des Mainzer Volkscharakters an sich, die sich bisher in teilweise irrsinnigen Volten um Koruption und Postenschacher oder die „irre Anstalt auf dem Lerchenberg“ drehten. Seine Protagonisten sind der als Privatdetektiv dilettierende Hausmeister und ehemalige Polizist Karl Napp, dessen wegen Trunkenheit entlassener Kollege Herbert Dickmilch und – wie könnte es anders sein – Napps kittelschürzenbewehrte holde Gattin.
Dieses Dreigestirn rheinischer Lebensfreude wird im „Mainzer Bernstenzimmer“ auf die Spur eben jenes Zimmers gesetzt, dessen Spur sich 1945 in Ostpreußen verliert. Bei einem Hausabriß in der ältesten Mainzer Straße, der Gaustraße, kommt in einem Brunnenschacht die Leiche eines Soldaten der Deutschen Wehrmacht an das Tageslicht. Sie führt Napp & Co auf die Spur des Bernsteinzimmers, die Schmidt erstaunlich genau recherchiert hat.

  

Das gesamte 19. Jahrhundert zogen sich die Auseinandersetzungen zwischen Buren und Briten wie ein blutroter Faden durch die Geschichte des südlichen Afrikas. Sie endeten 1902 mit der vernichtenden Niederlage der Buren. Wie konnten sie so lange erfolgreich dem übermächtigen Empire trotzen?

 

Von Gerhard Ortmeier M.A. und Dr. Elmar Heinz

 

Die Geschichte der Buren begann 1652, als die umtriebige niederländische Ostindien-Kompanie für ihre Segelschiffe mit Kapstadt eine Zwischenstation auf dem Weg zu den fernöstlichen Kolonien errichtete. Es folgte eine Welle niederländischer, deutscher und französischer, meist hugenottischer Auswanderer, die unter holländischer Schirmherrschaft weite Teile Südafrikas besiedelten. Die widrigen Umstände, zu denen neben den Herausforderungen der Natur auch heftige Auseinandersetzungen mit schwarzafrikanischen Stämmen zählten, formten aus den Einwanderern rasch einen harten, anspruchslosen und unabhängigen Menschenschlag. Die Siedler lebten von der Landwirtschaft, oftmals als halbnomadische Viehzüchter. Deshalb bürgerte sich ab dem Ende des 18. Jahrhunderts für sie der Begriff „Boers“ oder „Buren“ ein. Sie selbst bezeichneten sich allerdings als „Afrikaaner“.

  

Der Charakter dieses Krieges ist stark von den geographischen Gegebenheiten beeinflußt. Kaum zu überwindende Gebirge, fehlende Verbindungswege und weite, menschenleere Gebiete erschwerten Nachschub und Truppenbewegungen. Für kleinere Gruppen hingegen war das Gelände ideal.

 

Von Dr. Elmar Heinz

 

Das Gebiet, in dem sich der Zweite Burenkrieg abspielte, umfaßt rund 350 000 km2. Es liegt zumeist zwischen 1000 m und 1600 m über NN. Im Süden liegen abschüssige Berge, im Norden weite Öden. Das große Zentralplateau umfaßt das südliche Betschuanaland, die gesamte Südafrikanische Republik, den Oranje Freistaat und die nördlichen und zentralen Teile des Kaplandes. Im Westen senkt sich das Hochland stufenweise bis auf den Meeresspiegel ab. Im Süden trifft es terrassenförmig auf den Atlantik. Im Osten schließt es der Drakensberg ab, dessen Ausläufer sich sternförmig bis Portugiesisch-Ostafrika weit ins Land ziehen.

  

Wenn sich unter dem Drakensberg Briten mit Buren schlugen, war das kein lokaler Konflikt, sondern hatte direkte Auswirkung auf das Verhältnis der Mächte in Europa – und damit der Welt. Der jahrelang schwelende Konflikt stellte die Weichen für die Bündnisse, die sich 1914 gegenübertreten sollten.


Von Dr. Elmar Heinz

Mitte der 1890er Jahre war Großbritannien eine Weltmacht, deren Besitzungen sich über den gesamten Globus erstreckten. Der Zweite Burenkrieg bewirkte, daß es seine „splendid isolation“ aufgab und Verbündete in Europa suchte. Es entwickelte sich ein Spiel von Werbung und Ablehnung, in dem Personen, Charaktere und Stimmungen große Bedeutung erhielten. Am Ende waren die Weichen für die Neugestaltung der europäischen Bündnisse gestellt.

Machtverhältnisse in Afrika. Der afrikanische Kontinent bestand in der 1890er Jahren für die europäischen Mächte vor allem aus weißen Flecken auf der Landkarte. Hier hatte noch niemand Herrschaftsanspruch geltend gemacht. An der Nordküste, der Goldküste und am Äquator waren Küstenstriche mit Beschlag gelegt. Der spanische Kongostaat war in Zentralafrika das erste zusammenhängende Gebilde.

  

Krieg und Fliegen. Die Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg

Schüler-Springorum, Stefanie. 369 Seiten, Paderborn München Wien Zürich 2010. ISBN 978-3-506-76747-9, Preis: 39,90 €


Wie moderne Militärgeschichte jenseits von bloßer Operationsdarstellung oder klassischer Heldenglorifizierung aussehen kann, zeigt die Hamburger Professorin Stefanie Schüler-Springorum eindrucksvoll am Beispiel der Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg.
Zwar kommen dabei auch die operationsgeschichtlichen Details in den Blick, doch ihre Perspektive ist nicht der überfüllte klassische Feldherrnhügel, sondern der Erfahrungshorizont der Akteure selbst. Überzeugend gelingt es der Autorin, einen Wahrnehmungsraum zu rekonstruieren, innerhalb dessen eine Gruppe junger Männer, die alle in der Dekade vor dem Ersten Weltkrieg geboren wurde, ihren Zugang zur Militärfliegerei der späten Weimarer Republik fand.

 

 

Das Museu della Guerra Bianca wird voraussichtlich Ende Juli 2011 seine Pforten wieder öffnen. Es beschäftigt sich mit den Kämpfen in den Alpen während des Ersten Weltkrieges.

Das Museum ist für deutschsprachige Besucher von Interesse, da ein großer Teil der Sammlungen aus österreich-ungarischen Beständen stammt. Die Museumsmitarbeiter sammelten sie in den ehemaligen Gebirgsstellungen, die teilweise nur wenige Meter von den italienischen entfernt liegen, auf.

Das vergangene Jahr war hauptsächlich der Reinigung und Konservierung der Exponate gewidmet.

Das Museum des weißen Kriegs ("guerra bianca") ist nun in einem geräumigeren Neubau in der Via Roma 40 in Temù (im Norden der Provinz Brescia) untergebracht.

Hier finden Sie weitere Informationen (in italienischer Sprache).

  

 

 

rwm_Buch_Pflanze_Bismarck_200Pflanze, Otto: Bismarck. Der Reichsgründer. 906 Seiten, München 2008. ISBN 978-3-406-548222, Preis: 19,90 €

Ein skrupelloser Machtmensch. Otto Pflanzes Bismarckbiografie ist mehr eine diplomatische Studie, jedoch keine wirkliche Lebensbeschreibung


Er verfolgte seine Gegner mit nie erlöschendem Haß, hatte als Politiker stets ein gespaltenes Verhältnis zur Wahrheit und umging oder mißachtete die Gesetze seines Landes, wenn es ihm paßte. Die Rede ist von dem märkischen Junker Otto von Bismarck, jahrzehntelang eine Ikone der Nationalkonservativen im Reich, die ihn als politisches Genie und Demiurgen der Macht verehrten. Der Schönhausener war wahrlich keine Sympathiegestalt und seine scheinbar größte Leistung, die Gründung des Deutschen Reiches, eine autoritäre Fehlkonstruktion, die mit dem Abgang ihres Architekten zum Untergang verurteilt war.

Der Amerikaner Otto Pflanze hat in seinem zweibändigen Opus Magnus über den „Eisernen Kanzler“ die letzten hagiographischen Stützpfeiler des überkommenen Bismarckbildes beseitigt. Zwar läßt auch der langjährige Geschichtsprofessor am Bard College in Annendale (New York) und Schüler des Emigranten Hajo Holborn keinen Zweifel an der außergewöhnlichen politischen Begabung des pommerischen Gutsherrn und Privatiers, dem erst die Revolution von 1848/49 zu seiner einmaligen Karriere verholfen hat. Doch sein scheinbar vorurteilsfreier Blick auf Mächte und Staatsmänner, seine Äquidistanz zu Liberalen und Konservativen waren auch die Folge eines frühen Außenseitertums des jungen Bismarcks, der seine ehrgeizige Mutter haßte und seinen Vater, einen leutseligen Gemütsmenschen, verachtete. Der junge Bismarck ließ sich kaum, wie Pflanze betont, von den klassischen Bildungsidealen ansprechen. Sein Studium verbummelte er ebenso wie seinen Einstieg in die preußische Beamtenlaufbahn. Ohne die Revolution von 1848 hätte Bismarck vermutlich sein Leben als pommerischer Junker zwischen Jauchegrube und Jagdtrophäen beschlossen.

  

Der Kulturreferent des Kuratorium zur Förderung historischer Waffensammlungen e.V., Gregor Wensing, eröffnete am 14. Mai 2011 eine Ausstellung zu den 1920er Jahren. 

Seine Rede über den Wert der Waffentechnik für die historische Erkenntnis dokumentieren wir im Wortlaut.

  

Die Armeen Österreich-Ungarns wurden nach 1866 modernen Erfordernissen angepaßt. Auf Dauer konnte die Doppelmonarchie aber beim Wettrüsten nicht mithalten.

Von Dr. Klaus-Jürgen Bremm

Die Niederlagen Österreichs in Norditalien und Böhmen hatten nicht nur den militärischen Fachleuten gezeigt, daß die einst glanzvolle Armee unter dem Doppeladler den Anforderungen eines modernen Krieges längst nicht mehr gewachsen war. Als sich in der Krise um die spanische Thronfolge im Sommer 1870 (s. RWM 02) für die gedemütigte Donaumonarchie scheinbar die Chance bot, sich an der Seite Frankreichs gegen Preußen zu revanchieren, scheiterte bereits die von Kriegsminister Franz Frh. Kuhn von Kuhnenfeld (1817-1896) mit aller Energie betriebene Teilmobilmachung. Es fehlte an Montierungen und Uniformen, auch das neue Werndl-Hinterladergewehr war bis dahin nur an die Hälfte der Regimenter ausgeliefert worden.

  

Alter ist kein Verdienst – aber auch kein Grund, die Daseinsberechtigung abgesprochen zu bekommen. Das Habsburgerreich geriet in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Ruf alternd, schwach und eigentlich dem Untergang geweiht zu sein – zu Unrecht.

Von Dr. Elmar Heinz

Im Gegensatz zur Herrscherdynastie der Habsburger war „Österreich-Ungarn„ so alt gar nicht. Erst 1867 waren mit dem „Ausgleich„ aus dem Kaisertum Österreich zwei Reichshälften entstanden. In den vorangegangenen Jahren war das Kaisertum systematisch zerschmettert worden. Das aufstrebende Königreich Italien hatte Habsburg 1859 aus Norditalien verdrängt, Preußen ihm 1866 die Vormacht im Deutschen Bund endgültig entrissen. Der Ausgleich führte 1867 zur Gleichberechtigung der größten Volksgruppen, der Ungarn und der Deutschen. Hätte man auch den kleineren Volksgruppen eine ähnliche Autonomie gegeben, wäre die „Monarchie auf Kündigung„ in einer Zersplitterung ähnlich der vor 1806 zurückgefallen.