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Die Theorien des Amerikaners Alfred Thayer Mahan (1840-1914) von der weltgeschichtlichen Rolle der Seemacht begeisterten zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine ganze Generation von Marineoffizieren. Sie lieferten die willkommene Begründung für den kostspieligen Bau großer Schlachtschiffgeschwader. Die beiden Weltkriege und der spektakuläre Untergang der meisten der gigantischen Riesen durch Torpedos, U-Boote und Trägerflugzeuge offenbarten dann die gefährliche Einseitigkeit seiner Lehren.

Von Dr. Klaus-Jürgen Bremm

Euphorisch schrieb Kaiser Wilhelm II. im Mai 1894 an den amerikanischen Journalisten und Abenteurer Poultney Bigelow, einen Freund aus gemeinsamen Potsdamer Schultagen, er verschlinge gerade Captain Mahans Buch (über die Bedeutung der Seemacht in der Geschichte) und versuche es sogar auswendig zu lernen. Es sei ein erstklassiges Werk und befände sich inzwischen an Bord aller seiner Schiffe, wo es von seinen Kommandanten und Seeoffizieren ständig zitiert werde. Daß der überspannte und leicht zu begeisternde Monarch so sehr den maritimen Ideen ausgerechnet eines Amerikaners huldigte, war kein Zufall. Nur zu gut schienen dessen vieldiskutierte Kernthesen, daß Weltherrschaft allein durch Seemacht errungen werden könne und dazu der Bau einer großen Schlachtflotte erforderlich sei, zu den kaiserlichen Ambitionen auf eine neue Weltpolitik zu passen. Eine erste deutsche Übersetzung seines Hauptwerkes erschien dann noch 1896 auf Veranlassung der Redaktion der Marine-Rundschau, nur wenige Monate nach Wilhelms verunglückter Krügerdepesche und Englands unverhohlener Kriegsdrohung. Die deutsche Fassung von Mahans zweitem Band, der sich mit der Zeit der Revolutionskriege und den Schlachten Nelsons befaßte, besorgte 1898, im Jahr der ersten Flottennovelle, sogar das kaiserliche Oberkommando.

Großbritannien als Vorbild. Der amerikanische Marineoffizier war mit seinem Werk allerdings auch im Vereinigten Königreich, dem potentiellen Rivalen wilhelminischer Blütenträume, auf große Resonanz gestoßen. Hatte er doch seine so eingängigen Thesen gerade am Beispiel Englands und seines spektakulären Aufstiegs zur unbestrittenen Herrscherin aller Meere entwickelt. Wer die Seewege beherrschte, kontrollierte auch...

Den vollständigen Artikel finden Sie in RWM-Depesche 13 auf den Seiten 870 bis 875. 

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