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Mit Hilfe einer einseitig offenen Röhre erteilen Feuerwaffen einem Geschoß hohe Geschwindigkeit und Richtung. Das ist ihnen gemeinsam, doch war es ein weiter Weg von mittelalterlichen Handröhren bis zum Sturmgewehr AUG. Der spannendste Abschnitt dieser Entwicklung fällt ins 19. Jahrhundert. Wir zeigen, wie Bayern Metallpatronen für sein Werder-Gewehr einführte.

von Dr. Dieter Storz

Im Jahr 1841 tat Preußen einen Paukenschlag, der indes zunächst ungehört verhallte. Das damals eingeführte Zündnadelgewehr Nikolaus von Dreyses (s. RWM 02, S. 90ff.) faßte zwei Innovationen zusammen, die sich als richtungweisend herausstellen sollten: Es war von hinten zu laden und es verfügte über eine Einheitspatrone, deren Elemente – Geschoß, Pulver und Zündmittel – gemeinsam geladen wurden. Die Hülse aus Papier hatte allerdings noch keine ballistische Funktion, sondern diente nur als Verpackung und Handhabe für die wirksamen Bestandteile der Patrone. Der Verschluß, der das rückwärtige Laufende zum Laden freigab, mußte beim Schuß auch dessen Abdichtung gegen zurückschlagende Pulvergase besorgen.

Zu diesem Zweck war das Laufmundstück auf seiner Außenseite konisch abgeschrägt. Die innen entsprechend ausgefräste Vorderseite des Verschlusses griff trichterförmig über den Lauf und wurde dort durch Rechtsdrehen des Kammergriffs, dessen Fuß sich dabei vor eine leicht schräge Schulter an der Kammerhülse legte, auf das Laufmundstück aufgepreßt. Eine vollkommene Abdichtung war auf diese Weise nicht gewährleistet. Für praktische Zwecke genügte sie aber, und es dauerte Jahrzehnte, bis Dreyses Erfindung durch etwas Besseres übertroffen wurde.

Die Preußen hielten ihr neues Gewehr geheim und erfanden dafür die Tarnbezeichnung „leichtes Perkussionsgewehr“. Mit dieser Geheimhaltung war es aber spätestens seit dem Revolutionsjahr 1848 vorbei, als der Berliner Zeughaussturm die neuen Gewehre ans Tageslicht förderte. Es gehört nun zu den großen Paradoxien der Waffengeschichte, daß der preußische Alleingang noch für viele Jahre ohne Nachahmer blieb. In den 1850er Jahren führten fast alle europäischen Staaten neue Gewehre von verkleinertem Kaliber und mit gezogenen Läufen ein, aber das waren durchweg Vorderlader. Die lebhafte, öffentlich in Zeitschriften, Broschüren und Büchern geführte Diskussion kreiste um Geschoßformen und Zugprofile, um Kaliber und Visiere. ...

Den vollständigen Artikel finden Sie in RWM-Depesche 12 auf den Seiten 818 bis 825. 

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