Der Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Joe Biden, riet Eltern in einem Interview mit dem Magazin Parents zum Kauf von Flinten zur häuslichen Selbstverteidigung.
In einem Interview erklärte der Vizepräsident am 19. Februar 2013, vor allem die Hintergrundüberprüfung von Waffenbesitzern könne verhindern, daß Waffen in Hände von Unzuverlässigen, Vorbestraften oder geistig Gestörten gelängen.
Hilfe für Eltern, sichere Schulen. Im Gespräch mit einem Vertreter der Elternzeitschrift betonte Biden wiederholt, wie wichtig die sichere Aufbewahrung von Waffen im Haus sei. Man könne jemandem nicht verbieten, eine geladene Waffe zu haben, wenn er daheim sei. Wenn man aber das Haus verlasse, solle man die Waffe wegschließen. Es sei allgemein als wichtig anerkannt, die Waffen außer Reichweite von Kindern und Fremden zu halten. Bonbons bewahre man ja auch auf der hohen Kante auf.
Biden sprach die Hilfe für Eltern mit geistesgestörten Kindern durch das Gesundheitssystem an. Damit thematisierte er die geistige Störung von Kindern und Jugendlichen als Grund für deren Gewalttaten.
Ein weiterer Schritt zur Verbesserung der Sicherheit im Zusammenhang mit Waffen sieht der Vizepräsident in einer Unterrichtung der Allgemeinheit in „physical school safety“, also der physischen Verbesserung der Sicherheit an Schulen. Als Beispiel nannte er „school resource officers“ als Vertrauensleute in den Schulen, um Waffen- und Drogengeschäfte zu verhindern. Biden hält es nicht für sinnvoll, Schulen wie Regierungsgebäude mit bewaffneten Wachen zu besetzen. Er sieht den gefährlichen Raum vor den Schulen. Solche Wachen förderten nur eine „siege mentality“, ein Gefühl der Belagerung, das sich auf die Kinder nachteilig auswirke. Alle diese Maßnahmen könnten den illegalen Gebrauch von Waffen in der US-Gesellschaft nicht verhindern.
Eine Frage aus der Parents-Leserschaft lautete, ob Eltern prüfen sollten, ob die Eltern ihrer Kindsfreunde Waffen haben: Biden nahm sich als Beispiel: Für ihn sei wichtig gewesen, ob die ein Schwimmbecken oder einen Schnapsschrank hatten, die ordentlich verschlossen waren.
Sicherheit und staatliche Kontrolle. Er behauptet, niemand habe die Absicht, irgendjemandem die Waffen wegzunehmen. Es gehe nicht um „gun control“, also staatliche Kontrolle, sondern um „gun safety“, also mehr Sicherheit, besonders um die Hintergrundüberprüfung. Biden sieht die auch als Mittel, um illegale Waffen von der Straße zu bekommen (obwohl die Illegales nicht erreicht). Derzeit findet die Überprüfung laut Biden bereits bei 60 % der Waffenkäufe in den USA statt. Er fordert eine „national gun traffic registration“, eine landesweite Überwachung von Waffenverkäufen. Die meiste illegalen Waffen seien nach Polizeiaussagen gestohlene. Biden fordert, daß einen Diebstahl gemeldet werden müsse.
Eine Gleichsetzung von Drogen und Waffen sei nicht sinnvoll. Eine Parents-Leserin fragte, ob Biden beispielsweise in Chicago einen Zusammenhang zwischen strengstem Waffengesetz und höchster Mordrate in den USA sehe. Der Vizepräsident erklärte, Waffen stammen in Chicago oder New York aus den Nachbarstaaten. Eine „universal sanity“, eine allgemeine Bereinigung könne es durch die Hintergrundüberprüfungen geben.
„Kaufen Sie eine Flinte“. Biden erzählt von seinem Vater, der Jäger war: „In diesem Land gibt es eine sehr gesunde Waffenkultur. Waffen waren Teil der ethischen Grundhaltung meines Vaters. Er war ein verantwortlicher Mann. Wir wurden unterrichtet. Wir durften noch nicht einmal mit einer Spielzeugpistole zielen, wenn wir Räuber und Gendarm spielten. Das macht man einfach nicht“. Der Vater habe mit einer Flinte einen Posten umgeschossen, um dem Sohn zu zeigen, welche Kraft in der Waffe steckt. „Gun safety“, Sicherheit im Zusammenhang mit Waffen, könne man nicht per Gesetz regeln. Neugierigen Kindern solle man keinen Zugang zu Waffen geben. Wenn man das mache, müsse man sie im Gebrauch unterrichten.
Biden erklärt in dem Gespräch, er habe selbst zwei Flinten daheim, die in einem Waffenschrank mit Kombinationsschloß liegen. Auf die Elternfrage, ob ein Verbot bestimmter Waffen die Sicherheit von Familien beeinträchtige, antwortete Biden wörtlich: „Kate, wenn Sie sich selbst schützen wollen, kaufen Sie eine Doppelflinte und die Munition dazu im Kaliber 12 und ich verspreche Ihnen, wie ich das meiner Frau gesagt habe, (...) wenn es hier irgendein Problem gibt, geh auf den Balkon und schieße mit der Doppelflinte zweimal in die Luft und ich verspreche Dir, daß keiner reinkommt. Mit einem AR-15 ist es schwieriger zu zielen, es ist schwieriger zu bedienen und Du brauchst keine 30 Schuß, um Dich zu schützen. Kauf Dir eine Flinte. Kauf Dir eine Flinte“.
Die Verfassung. Thema des Interviews war auch der 2. Zusatz zur US-Verfassung, der den Waffenbesitz garantiert. Biden denkt nicht, daß man diesen Verfassungszusatz modernisieren müsse. Die Bundesregierung habe bereits jetzt die Möglichkeit, einzelne Waffentypen zu verbieten. Der Vizepräsident argumentiert hier, wenn jeder alles haben könne, dann könne man sich auch Flammenwerfer, Panzer oder bewaffnete Strahlflugzeuge kaufen. Er stellt die Frage, wie die Entscheidung der Regierung, bestimmte Waffentypen zu verbieten, sich auf die persönliche Freiheit auswirkt.
Biden definiert „asault weapons“: 30 Schuß großkalibrige Munition und Klappschaft. Nach militärischer Definition ist Großkaliber eigentlich Munition größer als .50 BMG, also über 12,7 mm. Biden nennt dann aber expressis verbis das AR-15 im Kaliber 5,56 mm×45 (.223 Rem.) das nicht für die Selbstverteidigung notwendig sei. 10-Schuß-Magazine seien gut, 30-Schuß-Magazine nicht.
An anderer Stelle des Interviews führt der Vizekanzler Berichte von Polizisten an. Diese berichteten, sie seien auf offener Straße „outgunned“, also waffenmäßig unterlegen. Biden fordert hier, „high caliber weapons“ – gemeint sind wohl „high capacity weapons“ – Waffen mit hoher Magazinkapazität – zu verbieten. Hier vermischt er legalen Besitz und legale Selbstverteidigung mit Verbrechen.
Die Bedeutung von Gewaltspielen und -filmen. Zum Abschluß des Interviews wurde die Frage gestellt, welche Rolle brutale Computerspiele, Filme und Fernsehen spielten. Eine aktuelle Nachricht besage, daß solche Spiele gerade beim Schützen von Newtown eine Rolle gespielt haben solle. Biden bestätigt, einige Studien zeigten, daß sehr brutale Spiele Einfluß auf das Verhalten von Jugendlichen haben. Es gebe aber keine belastbaren Daten.
Das Gespräch ist auf Youtube zu finden.
Joe Biden gehört der Demokratischen Partei an. Seine Parteikollegin Feinstein hat im US-Senat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der auf ein Verbot aller Selbstladebüchsen und Pistolen in Privatbesitz hinausläuft.