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Die Deutsche Post stellt im Dezember 2012 Weihnachtsgrüße zu, die vor 71 Jahren auf der Kanalinsel Jersey als Feldpost aufgegeben worden waren.

Rund 80 Briefe waren im Dezember 1941 im Feldpostamt Jersey von Jugendliche entwendeten worden. Einer der Beteiligten gab diese Briefe dann im Jahr 2006 an das Inselarchiv ab. Dort wurden sie geöffnet, übersetzt und mithilfe von Militärhistorikern ausgewertet. Das Archiv verwahrt Kopien und übergab die Originale an die Deutsche Post mit der Bitte, sie den Empfängern zuzustellen.

Die britischen Kanalinseln waren im Juni 1940 von der Deutschen Wehrmacht besetzt worden. Die zivile Verwaltung und die Gerichtsbarkeit blieben weitgehend unangetastet. Das damals auf Jersey und Guernsey ausgegebenen, auf britische Pence, Shilling und Pfund lautende Notgeld ist unter Sammlern heute begehrt.

Das Verhältnis der deutschen Garnison zur Zivilbevölkerung soll entspannt gewesen sein. So seien 1944 alle Pakete des Roten Kreuzes ausschließlich an die Zivilbevölkerung gegangen, während hungernde deutsche Soldaten die Strände nach Eßbarem absuchten. Die deutsche Garnison kapitulierte erst am 9. Mai 1945. Die deutschen Kriegsgefangenen bauten dann auf den Inseln die Infrastruktur aus.

Die Deutsche Post hat nach umfangreichen Recherchen Nachfahren einiger Empfänger ausfindig gemacht und stellt die Briefe nun zu; vier davon gingen nach Offenbach am Main. Die Befürchtung, daß diese Briefe nationalsozialistisches Gedankengut zum heidnischen Julfest offenbaren könnten, bleibt wohl unbegründet. In einem der Briefe ist beispielsweise zu lesen: „Frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr wünscht Soldat Emil Adam. Viele Grüße an Maier, Fischer und Melcher“. Der Enkel des Absenders will die Grüße jetzt ausrichten.

Der Wiesbadener Kurier berichtete in seiner Druckausgabe vom 19. Dezember über diesen Brieffund.