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Der deutsche Kaiser Wilhelm II. ging im November 1918 in die Niederlande ins Exil. Eine Schwarzlose-Pistole Modell 1909 läßt sich durch Photos und Indizien dem Besitz des Kaisers zuordnen. Wir stellen die außergewöhliche Konstruktion und ihre Hersteller vor.

Von Friedrich Müller

Vor kurzem tauchte bei einer Sammlungsauflösung die hier vorgestellte Schwarzlose-Pistole Modell 1909 auf. Schon ein erster kurzer Blick auf diese Waffe zeigte, daß es sich hierbei um etwas ganz Besonderes handeln könnte: Die linke Griffschale trägt ein verschlungenes W mit „II„, was möglicherweise als Monogramm des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. aufgelöst werden kann. Nun läuten beim versierten Sammler in solchen Fällen sofort alle Alarmglocken, da in letzter Zeit leider in stark zunehmendem Maße Verfälschungen und Fälschungen auftauchen.

 

Herkunft blieb zunächst im Dunkeln. Zu allem Unglück hat der verstorbene Sammler keinerlei Aufzeichnungen hinterlassen. Auch von seinen Angehörigen war nichts zu erfahren. Die Familie hatte das Hobby des Vaters als notgedrungenes Übel akzeptiert, aber diesem gegenüber sehr wenig Interesse entgegengebracht. Es liest sich wie aus einem Groschenroman – dieser Mann hat sein Wissen tatsächlich mit ins Grab genommen.

Befreundete Sammler zeigten sich bei einer ersten Umfrage recht skeptisch. Eine Recherche zu den Faustfeuerwaffen des Kaisers blieb bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz leider ohne Ergebnis. Auch der Versuch, über das niederländische kaiserliche Exil „Haus Doorn„ an Informationen zu kommen, scheiterte zunächst, ebenso die Suche nach entsprechenden Unterlagen über die Firma Schwarzlose.

Nun gibt es zahlreiche Fotos des Kaisers, auf denen auch seine Pistolentaschen zu erkennen sind. An eine Schwarzlose 1909 war dabei zunächst nicht zu denken. Im Weltkrieg trug der Kaiser Verwahrtaschen, die auf Parabellum-Pistolen schließen lassen. Bei kaiserlichen Jagdgesellschaften in den Jahren 1910 und 1912 sind aber Taschen zu sehen, die die Kontur einer Schwarzlose 1909 abbilden. Die Aufnahmen stimmen immerhin zeitlich mit dem Beginn der Schwarzloseproduktion ab 1909/10 überein.

Pistolentasche führt auf die Spur. Die Entdeckung dieser Aufnahmen war der vorentscheidende Schritt zur Problemlösung. ...

 

Den vollständigen Artikel finden Sie in der RWM-Depesche 06 ab Seite 402

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China war für Spaniens Pistolenbauer lange Jahre ein hervorragender Markt; als er gesättigt war, mußten sie sich neue Kunden suchen. In den folgenden Jahren belieferten sie die spanische Polizei, die beiden verfeindeten Parteien des spanischen Bürgerkriegs, die Deutsche Wehrmacht und schließlich Länder der dritten Welt.
Von Leonardo M. Antaris
Übersetzung: Albrecht Simon

Der chinesische Markt hatte nach dem Ersten Weltkrieg spanische Kopien der langen Mauser-Pistole C 96 begierig aufgesaugt (vgl. RWM 03, S. 202ff.). Die Hersteller im spanischen Baskenland fertigten vor allem Pistolen mit der Möglichkeit, vollautomatisch zu schießen. Das war nicht sinnvoll, aber verkaufsfördernd.
Der nächste Schritt war, die Munitionskapazität der Pistolen zu erhöhen; Beístegui und Astra führten 20-Schuß-Pistolen ein. Anders als bei der Mauser, deren 20-Schuß-Griffstück aus einem Stück geschmiedet wurde, setzten Beístegui und Astra 10-Schuß-Verlängerungen per Schwalbenschwanz an das Standardgriffstück an. Gleichzeitig wurden nach dem Motto „größer ist besser“ die Läufe von 140 mm auf 180 mm verlängert. Eine Anzeige aus der Zeit läßt vermuten, daß zunächst Beístegui die 20-Schuß-Möglichkeit beim Modell H und später beim Modell MM 31 angeboten hat. Astra folgte jedoch auf dem Fuße und benannte ihre 20-Schuß-Pistole M 902.
Um diese riesigen Pistolen unterzubringen, gab es erhebliche Änderungen am Anschlagschaft.