Nach der Schlacht von Sedan war die militärische Situation für die neue Regierung der nationalen Verteidigung – „Défense Nationale" – katastrophal. Schnell mußte sie die Waffenverluste ausgleichen. Große Mengen kaufte sie in Nordamerika ein.
Von Andreas Schwalm
Der Verlust an Gewehren und Karabinern bewegte sich in einer Größenordnung von rund einer Million Waffen, die der Regierung fehlten. Nicht nur die verlust-reichen Schlachten des Jahres 1870 waren dafür verantwortlich, sondern auch die von deutschen Truppen übernommenen Arsenale, Festungen und Werkstätten in den besetzten Gebieten wie Metz, Straßburg oder Mutzig. Es mangelte aber auch an Seitengewehren und anderen Blankwaffen. In der Hand des Feindes befand sich auch die elsässische Blankwaffenmanufaktur von Klingenthal.
Bereits bei Kriegsausbruch reichten die vorhandenen Blankwaffen einschließlich Seitengewehren gerade so aus. Viele Offiziere waren gefallen oder in Gefangenschaft geraten, so daß auch Pistolen und Revolver Mangelware waren. Noch vorhandene Bestände verteilten sich im noch unbesetzten Gebiet, erschwert durch die noch nicht gesicherte Autorität der neuen Regierung. Bonapartistische, königstreue und republikanische Strömungen hatten sich gebildet. Viele Militärs hielten Mobilgarden und Franctireurs für undiszipliniert und wenig vertrauenswürdig. Es mangelte somit an allem zur Ausrüstung der „levée en masse„, der von der Regierung ausgehobenen 600 000 Mann zwischen 21 und 40 Jahren.
Die neue Regierung organisierte zunächst die Herstellung in den unbesetzten Gebieten durch staatliche und private Einrichtungen. Chassepot-Gewehre wurden in Bayonne mit ausgelagerten Maschinen von Chatellerault, in St Etienne, Tulle sowie den Marinearsenalen in Brest, Rochefort und Toulon hergestellt. Die Regierung setzte ferner eine beim Bauministerium angesiedelte „Commission d´Armement„ ein, die unter anderem mit der Beschaffung von Waffen im Ausland beauftragt wurde. Bald wurden Agenten nach Großbritannien, Österreich, Schweiz, Italien und die Vereinigten Staaten von Amerika entsandt. Insbesondere letztere verfügten über eine hochmoderne, leistungsfähige Waffenindustrie und eine große Menge an überflüssigen Militärwaffen aus dem erst fünf Jahre zurückliegenden amerikanischen Bürgerkrieg.
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Den vollständigen Artikel finden Sie in RWM-Depesche 02 auf den Seiten 96 bis 99.
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