The Brown Bess. An Identification Guide and Illustrated Study of Britain´s Most Famous Musket
Goldstein, Erik und Mowbray, Stuart. Format 28 cm × 21,7 cm. In englischer Sprache. 160 Seiten, zahlreiche durchgängig farbige Abbildungen, Kleberücken. Mowbray Publishing, 54 East School Street, Woonsocket, RI, USA. ISBN 1-931464-44-8. Preis 39,99 $
Das Buch behandelt die Entwicklung der britischen Brown Bess, beginnend mit dem Pattern 1730 und endend mit der India Pattern 1809 (Typ 2). Behandelt werden die Long Land Pattern 1730, 1730/40, 1742, 1748, 1756 (britische und – in Dublin Castle – irisch gefertigte), die Marine/Militia Pattern 1757 und 1759, die Short Land Pattern 1769 (britisch und irisch), 1777 (nebst dem in Lüttich hergestellten Modell), die Short Land 1779-S sowie die beiden India Pattern 1793 und 1809.
Die Bezeichnung „Pattern“ ist hier keine offizielle Nomenklatur, sondern dient der zeitlichen Einordnung der verschiedenen Änderungen. Als Abschluss vermisst man jedoch die vielleicht mengenmäßig und historisch weniger bedeutsame, technisch jedoch als Schlußpunkt der Entwicklung markante New Land Pattern, die lediglich im Kontext erwähnt wird.
Die ersten 13 Seiten vermitteln einen komprimierten Abriss der Entwicklung und erläutern die Herstellungsmethoden des Ordnance Departmen, welches bereits im 18.Jahrhundert eine gewisse Vereinheitlichung anstrebte, indem Aufträge für Einzelteile vergeben wurden, die eingelagert und bei Bedarf zu Gewehren zusammengesetzt werden konnten. So vermied man „individuelle“ Fertigungsnuancen der Büchsenmacher, wenn diese komplette Waffen lieferten. Auf S.17 sind die verschiedenen Schloßtypen zum unmittelbaren Vergleich abgebildet („quick identification“), auch die Bajonette (S.16), jene aber aus praktischen Gründen nur kursorisch. Hier sei auf „The Brown Bess Bayonet 1720-1860“ von Graham Priest verwiesen. Es folgt die Vorstellung der einzelnen Modelle. Positiv ist der erklärte Wille, lediglich die tatsächlich produzierten Grundmodelle und nicht exotische Versuchsvarianten oder nur auf dem Papier existierende Versionen, die kein Sammler je erwerben kann, in epischer Breite darzustellen, wie das in nicht wenigen Werken geschieht. Bei Preisen ab mehreren tausend Euro für eine Long Land oder Short Land aus der Revolutionszeit – nicht zuletzt bedingt durch die hohe Nachfrage aus den USA, für die diese Waffe den Beginn ihrer Geschichte markiert – relativiert sich dies freilich.
Das Buch nimmt erwartungsgemäß immer wieder auf die Verwendung und Verwertung erbeuteter Stücke während der amerikanischen Revolution Bezug, obwohl die Waffe im britischen Empire natürlich weltweit zum Einsatz kam.
Das Buch ist primär für Sammler gedacht und dient der schnellen Identifizierung, so daß der Schwerpunkt bei den Bildern und nicht bei akademischen Abhandlungen liegt. Diese sind in der Tat außergewöhnlich. Das Querformat von 28 cm × 21,7 cm cm ist zwar nicht für die Tasche geeignet, begünstigt aber die Gesamtaufnahmen der vorgestellten Stücke über zwei Seiten.
Jedes Modell wird durch Detailaufnahmen, meist 1:1 oder noch größer, ergänzt. So finden sich Schloßinnenseiten genauso wie Großaufnahmen von Schloßgegenplatten (auch von der Innenseite), Mündungsbereiche, Ladestockhülsen, Ladestockspitzen und -gewinde genauso wie einzelne Teile (Schrauben, Hähne etc.) und der vielfältigen Stempel nebst der Beschreibung ihrer Bedeutung.
Fotografisch liegen Welten zwischen der von 1971 stammenden Kurzabhandlung „Red Coat and Brown Bess“ von Anthony D. Darling und dieser Neuerscheinung. Insgesamt ist dies ein bemerkenswertes Buch, welches auch beim schon erfahreneren Sammler früher amerikanischer oder britischer Waffen nicht fehlen sollte, alleine schon wegen der Qualität der Bilder. Für Einsteiger wurde hier eine echte Lücke geschlossen. Wer danach „Lust auf Mehr“ verspürt, sollte sich die schlecht bebilderten, aber sehr informativen Grundwerke etwa von De Witt Bailey, British Military Longarms 1715-1865 und H. Blackmore, British Military Firearms 1650-1850 und gegebenenfalls weitere Werke aus der Bibliographie des Buches zulegen. Viele gibt es leider nur noch antiquarisch!
Leider ist die fragile Paperback-Fertigung weder für intensiven Dauergebrauch noch zur ständigen Mitführung bei Auktionen oder Börsen ausgelegt – allerdings würde eine Hardcovervariante sicherlich auch mehr als das Doppelte kosten.
as