Gemeinsame Interessen verbanden die Sowjetunion mit dem Deutschen Reich. Die Teilung Polens glich für sie 1939 die Geländeverluste von 1920 aus. Das Reich wiederum konnte nur mit den sowjetischen Rohstofflieferungen Krieg gegen Frankreich und England führen. Umso widersinniger schien der Gedanke, daß Deutschland die Sowjetunion angreifen könne. Das Undenkbare wurde dennoch Ereignis.
von Dr. Elmar Heinz
Bahnhof Bad Reichenhall, 29. Juni 1940. Seit Tagen steht hier ein Sonderzug. Es ist der „Atlas“ der Abteilung L des Wehrmachtsführungsstabes. Vier Offiziere warten hier auf Ihren Vorgesetzten, den frisch beförderten General der Artillerie Jodl. Dieser wird ihnen mit knappen Worten den Entschluß mitteilen, den der Oberbefehlshaber der Wehrmacht zuvor getroffen hat: den Angriff auf die Sowjetunion im Sommer 1941. Dieser sollte nicht nur dazu beitragen, „die Gefahr des Bolschewismus ein für alle mal auszuschalten“, wie der Augenzeuge Walter Warlimont später notierte. Er sollte zugleich bewirken, daß die Wehrmacht einen toten Punkt in der Kriegführung überwinden und die Initiative weiter nutzen konnte. Der Krieg gegen Großbritannien war erst zwei Monate nach dem Sieg über Frankreich ernsthaft begonnen worden. Die „Luftschlacht über England“ hatte nicht die erwünschte Luftherrschaft gebracht. Die geplante Landung auf der Insel, das Unternehmen „Seelöwe“, war deshalb illusorisch und immer wieder verschoben worden. Da die deutsche Kriegsmarine gegen die königlich britische Marine hoffnunglos unterlegen war, befand man sich 1940 in einer Zwickmühle. Eine Niederlage gegen die Briten konnte die Stellung des nationalsozialistisch regierten Reichs den Verbündeten und den besiegten Gegnern gegenüber empfi ndlich schwächen. Da er vorgeblich nicht verantworten konnte, bei einem Landungsversuch einige tausende ertrunkene Wehrmachtsangehörige zu verlieren, entschloß sich der Oberbefehlshaber nun, über Bande zu spielen und seinen sowjetischen Bundesgenossen anzugreifen.
Die Sowjetunion war seit dem Freundschafts- und Nichtangriffspakt von 23. August 1939 mit dem Deutschen Reich verbündet. Damit gab Stalin seinem ehemaligen Widersacher Hitler freie Hand; ...
Den vollständigen Artikel finden Sie in RWM-Depesche 09 ab Seite 582.
Die RWM-Depesche 09 können Sie im RWM-Kiosk online bestellen. |
Im RWM-Kiosk finden Sie auch das Inhaltsverzeichnis und die Leseprobe, die Ihnen einen ersten Eindruck dieser Ausgabe vermittelt.