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Großbritannien führte mit der Brunswick Rifle eine Waffe mit bemerkenswertem Laufprofil ein. Geladen wurde sie mit einer Kugel mit Ringwulst. Das System bewährte sich, wurde von anderen Staaten übernommen und blieb lange im Gebrauch.

Von Andreas Schwalm und Klaus Hofmann

 

Während der napoleonischen Kriege entstand – durch die zahlreichen fremdländischen Truppen des Kontinents in englischen Diensten inspiriert – die Idee, Einheiten mit gezogenen Jägerbüchsen auszurüsten. Außer der kurzen Episode des Ferguson-Hinterladers im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg verließ man sich auf glatte Waffen. 1796 legte der Büchsenmacher Durs Egg ein gezogenes Gewehr in Musketendimension vor. Die Armeeführung verlangte eine Büchse in den Dimensionen der deutschen Jägerbüchsen. Ankäufe preußischer gezogener Gewehre Ende 1799 erwiesen sich als Fehlschlag. 1800 begann man mit der Aufstellung eines provisorischen Rifle Corps mit grünen Uniformen.

  

"Enfield" steht als Synonym für britische Infanteriegewehre wie Mauser für Deutschland. Der Begriff gilt von der Blütezeit des Imperiums über viele Jahrzehnte für verschiedene militärische Langwaffen, selbst bis in die heutige Zeit. Urahn ist das Infanteriegewehr Pattern 1853. Seine eigentliche Feuertaufe erlebte es nicht in Konflikten des Mutterlandes, sondern im amerikanischen Bürgerkrieg. Der Bedarf an diesem Modell war enorm. Nicht alle „Enfields„ stammten deshalb aus britischer Produktion.

Von Andreas Schwalm und Klaus Hofmann

Bilder: Uwe Feuerbach

Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden in Enfield Locks im Norden von London Waffenteile. 1851 wurde ein auf dem Minié-System basierendes Infanteriegewehr eingeführt. Bereits 1850 hatten Experimente mit kleineren Kalibern, verschiedenen Geschoßformen und Zugsystemen begonnen. Dazu gehörte auch ein elliptisches von Lancaster, das seiner Zeit weit voraus war. Die Versuche zogen sich bis 1853 hin.

rwm-02-1870-71-frankreich-ruestet-mit-us-waffen-aufNach der Schlacht von Sedan war die militärische Situation für die neue Regierung der nationalen Verteidigung – „Défense Nationale" – katastrophal. Schnell mußte sie die Waffenverluste ausgleichen. Große Mengen kaufte sie in Nordamerika ein.

Von Andreas Schwalm

Der Verlust an Gewehren und Karabinern bewegte sich in einer Größenordnung von rund einer Million Waffen, die der Regierung fehlten. Nicht nur die verlust-reichen Schlachten des Jahres 1870 waren dafür verantwortlich, sondern auch die von deutschen Truppen übernommenen Arsenale, Festungen und Werkstätten in den besetzten Gebieten wie Metz, Straßburg oder Mutzig. Es mangelte aber auch an Seitengewehren und anderen Blankwaffen. In der Hand des Feindes befand sich auch die elsässische Blankwaffenmanufaktur von Klingenthal.

Bereits bei Kriegsausbruch reichten die vorhandenen Blankwaffen einschließlich Seitengewehren gerade so aus. Viele Offiziere waren gefallen oder in Gefangenschaft geraten, so daß auch Pistolen und Revolver Mangelware waren. Noch vorhandene Bestände verteilten sich im noch unbesetzten Gebiet, erschwert durch die noch nicht gesicherte Autorität der neuen Regierung. Bonapartistische, königstreue und republikanische Strömungen hatten sich gebildet. Viele Militärs hielten Mobilgarden und Franctireurs für undiszipliniert und wenig vertrauenswürdig. Es mangelte somit an allem zur Ausrüstung der „levée en masse„, der von der Regierung ausgehobenen 600 000 Mann zwischen 21 und 40 Jahren.

Die neue Regierung organisierte zunächst die Herstellung in den unbesetzten Gebieten durch staatliche und private Einrichtungen. Chassepot-Gewehre wurden in Bayonne mit ausgelagerten Maschinen von Chatellerault, in St Etienne, Tulle sowie den Marinearsenalen in Brest, Rochefort und Toulon hergestellt. Die Regierung setzte ferner eine beim Bauministerium angesiedelte „Commission d´Armement„ ein, die unter anderem mit der Beschaffung von Waffen im Ausland beauftragt wurde. Bald wurden Agenten nach Großbritannien, Österreich, Schweiz, Italien und die Vereinigten Staaten von Amerika entsandt. Insbesondere letztere verfügten über eine hochmoderne, leistungsfähige Waffenindustrie und eine große Menge an überflüssigen Militärwaffen aus dem erst fünf Jahre zurückliegenden amerikanischen Bürgerkrieg.

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Den vollständigen Artikel finden Sie in RWM-Depesche 02 auf den Seiten 96 bis 99. 

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rwm-01-perkussion-perkussionsgewehr-piemont-italien-risogimento-1860Piemont rüstet mit Modell 1860 für Italiens Einheit

Italien erlangte ähnlich wie Deutschland erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine staatliche Einheit wieder. Das Königreich Sardinien nahm hierbei eine führende Rolle ein. Ab 1857 rüstete es seine Infanterie mit einem Gewehr aus, das den taktischen Anforderungen entsprach.

Von Andreas Schwalm und Dr. Elmar Heinz

Fotos: Tim Engelhart

Italien war wie Deutschland um 1850 ein Flickenteppich. Mehrere europäische Mächte beeinflußten diverse Königreiche und Grafschaften. Mittelitalien befand sich in Form des Kirchenstaates unter der weltlichen Herrschaft des Papstes.

Ähnlich wie in Deutschland gab es auch auf der italienischen Halbinsel Bestrebungen, diese Spaltung zu überwinden. Federführend in diesem „risorgimento„ sollte das Königreich Sardinien unter Leitung des „primo ministro„ Camillo Cavour werden.

rwm-01-amerikanischer-buergerkrieg-imortwaffen-frankreich-usa-preußen-preusenEuropa liefert seine Waffen – an beide Seiten

Da mit der inländischen Produktion weder eine aufgestockte Armee noch zwei verfeindete zu bewaffnen waren, schickten Nord- wie Südstaaten Agenten nach Europa. Die kauften auf, was gerade ausgemustert und erreichbar war. Mit etwas Glück hatten die Waffen einzelner Einheiten dann ein einheitliches Kaliber. 

Von Andreas Schwalm und Klaus Hofmann

Fotos: Tim Engelhart und Uwe Feuerbach

Der bewaffnete Konflikt begann am 12. April 1861 mit den Schüssen auf das mit Bundestruppen besetzte Fort Sumter im Hafen von Charleston. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt Ausmaß und Dauer des Krieges. Präsident Lincoln rief kurz darauf nach 75.000 Freiwilligen mit Dienstverpflichtung für 90 Tage – dann sollte die „Rebellion„ beseitigt sein. Das führte zu einem enormen Anwachsen der Truppen, die auszurüsten und vor allem zu bewaffnen waren. Noch im Jahr 1860 hatte das Friedensheer aus nur 16.367 Mann bestanden. Im Dezember 1861 verfügte der Norden, die Marine nicht mitgerechnet, schließlich über mehr als 660.000 Soldaten, davon 640.000 Freiwillige.

Diese große Zahl Soldaten mußte quasi aus dem Nichts bewaffnet werden. Zuständig für Beschaffungen jeder Art war das Ordnance Office. Es hatte das kleine Friedensheer und die Bundesstaaten mit Waffen zu versorgen. Das Office bestand aus einem Colonel als Chef, einem Stellvertreter und zwei Angestellten. Im April 1861 wurde Colonel James W. Ripley Chef der Behörde.

rwm-01-amerikanischer-buergerkrieg-waffenfabrikenZu wenige Waffenschmieden für zwei Armeen

Die Vereinigten Staaten verfügten bei Kriegsbeginn über zwei staatliche Waffenfabriken. Auch waren einige Gewehrmodelle von Privatfirmen gebaut worden. Die Kapazitäten reichten aber nicht aus, um die zwei verfeindeten Heere zu beliefern.

Von Andreas Schwalm & Klaus Hofmann

Die Infanterie hatte auch in diesem Krieg als Masse der Truppe eine wesentliche strategische Bedeutung. Ihre Bewaffnung war deshalb maßgeblich für den Kriegsverlauf. Waffeninteressierten, die an den Bürgerkrieg denken, fällt vielleicht zuerst das M 1861 Springfield-Gewehr oder der berühmte Spencer-Karabiner ein. Weniger bekannt ist der Umstand, daß viele dieser Waffen erst nach Gettysburg (1863), namentlich in den letzten beiden Kriegsjahren, ausgegeben wurden oder bei der Masse der Truppen verfügbar waren. Zuvor sah die Lage, besonders auf dem westlichen Kriegsschauplatz, ganz anders aus.Die Bewaffnung der Infanterie bestand auf beiden Seiten aus einer bunten Mischung von älteren aptierten Steinschloßgewehren der Modelle 1816 und 1840, dem glatten Infanteriegewehr M 1842 und einer zunehmenden Vielfalt sehr unterschiedlicher europäischer Importwaffen. Auch später noch galt dies für die Konföderierten. Nur wenige glückliche Truppenteile erhielten eine geringe Anzahl neuer Waffen oder die durchaus auf der Höhe der Zeit befindliche Mississippi-Rifle M 1841.