Buch: Clark - Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog
Clark, Christopher: Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. München 2013
ISBN 978 3 421 04359 7, 895 Seiten, 39,95 €
Eine abgehobene Kaste führungsloser Egomanen. Christopher Clark beschreibt eindrucksvoll den Marsch der europäischen Bündnissysteme in die große Katastrophe, bei dem Frankreich eine überraschend aktive Rolle spielte.
Nach heutigen Maßstäben wäre der langjährige Leiter der britischen Außenpolitik, Sir Edward Grey, kaum eine geeignete Persönlichkeit für sein hohes Amt. Der oberste Außenpolitiker des Imperiums wußte wenig über die Welt außerhalb Großbritanniens, hatte niemals großes Interesse an Reisen gezeigt, sprach wie übrigens auch der langjährige britische Botschafter in Paris, Sir Francis Berti, keine einzige Fremdsprache und fühlte sich in Gesellschaft von Ausländern grundsätzlich unwohl.
Gleichwohl ist dem australischen Historiker Christopher Clark zuzustimmen, wenn er den passionierten Naturliebhaber Grey, der zum Leidwesen seiner Untergeben seine Fluchten aufs Land maßlos übertrieb, den einflußreichsten und zugleich rätselhaftesten Politiker der Vorkriegszeit nennt.
In seiner nun auch in deutscher Sprache vorliegenden Monographie über Vorgeschichte und Ausbruch des Ersten Weltkrieges erscheint Grey als eine archetypische Figur in einem gewaltigen Netzwerk von Diplomaten, Politikern und gekrönten Häuptern, die alle ihre eigenen, höchst ambitionierten Vorstellungen vom Gang der europäischen Politik besaßen und sie auch durchzusetzen versuchten. Es war eine abgehobene Kaste, die von sich selbst zutiefst überzeugt war und abgeschottet von der Mehrheit der Bevölkerungen die internationale Politik, trotz ihrer objektiv sichtbaren tödlichen Risiken, als einen frivolen Zeitvertreib betrieb. Diese „Schlafwandler“, wie Clark sie zum Schluß nennt, empfanden keinerlei Unbehagen, wenn sie wie etwa Edward Grey, ihren Alliierten geheime Zusagen machten, die sie im Kabinett jedoch bestritten oder falsch darstellten.
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Bundeskunsthalle: 1914 - die Avantgarde zieht in den Krieg
Die Bundeskunsthalle in Bonn zeigt vom 8. November 2013 bis zum 23. Februar 2014 eine Ausstellung über die Wirkung des Ersten Weltkrieges auf die künstlerische Avantgarde.
Auch die Künstler zogen in den Ersten Weltkrieg. Die Ereignisse hinterließen in ihren Werken deutliche Spuren. Während vor dem Krieg die europäischen Avantgarden einen engen Austausch untereinander pflegten, zerstörte der Krieg dieses fruchtbare Zusammenspiel auf brutale Weise. Bei Kriegsende waren die Weichen für die richtungsweisenden Strömungen des 20. Jahrhunderts gestellt. Die Ausstellung präsentiert das künstlerische Schaffen dieser Zeit anhand von ca. 300 Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen von Beckmann, Dix, Kandinsky, Kirchner, Klee, Macke, Malewitsch, Marc, Picasso und 50 weiteren Künstlern.
Die Ausstellung untersucht das Schicksal der modernen Kunst in ihrem Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg. Schon vor 1914 kamen in Deutschland und Österreich bedrückende Endzeitgedanken auf, andererseits finden sich vielfach Kampfmotive. Zahlreiche Künstler gingen zunächst mit Begeisterung in den Krieg – aus durchaus unterschiedlichen Gründen. Das eigentliche, das tragische Ereignis für die Moderne war der Zusammenbruch des internationalen Zusammenwirkens der Künstler: Viele von ihnen zogen aus dem Atelier ins Feld, manche von ihnen fielen. Während einige Künstler die avantgardistische Formensprache bei der militärischen Camouflage einsetzten, fertigten andere patriotisch-volkstümliche Bilderbögen.
Durch die völlig neuen, existenziellen Erfahrungen des Leidens und der Zerstörung fanden zahlreiche Maler und Zeichner noch in diesen Kriegsjahren zu bewegenden neuen Themen und bildnerischen Verfahren. Schon während der Krieg wütete, versammelten sich in der neutralen Schweiz emigrierte Kriegsgegner und gründeten 1916 Dada als internationale Protestbewegung, spätere Surrealisten forderten einen „esprit nouveau“ als Inbegriff der von allem Alten sich befreienden Kultur, wieder andere Künstler näherten sich der vollständigen Abstraktion. Bei Kriegsende waren die Weichen für die richtungsweisenden Strömungen des 20. Jahrhunderts gestellt.
Die facettenreiche Ausstellung präsentiert diese dramatische Zeit anhand von über 300 herausragenden Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen sowie dokumentarischen Fotografien von 60 der wichtigsten Künstler aus ganz Europa.
Neu im RWM-Kiosk: Der deutsch-französische Krieg 1870-71
Neu im RWM-Kiosk: Schlachten des Weltkrieges
Wiener Flakturm: Haus des Meeres schließt Dachausbau ab
Das Haus des Meeres in Wien befindet sich im ehemaligen Feuerleitturm der Wiener Flugabwehr aus dem Zweiten Weltkrieg. Das Dach wurde seit Oktober 2012 umgebaut. Die Arbeiten sind im Oktober 2013 abgeschlossen. Zugunsten eines Cafés und eines weiteren Beckens wurden die noch erhaltenen ursprünglichen Baustrukturen beseitigt.
Bis zum Umbau waren nicht nur die Stellungen für Beobachtungsgeräte etc. zu erkennen, sondern auch der Kran noch vorhanden. Über dessen Rettung finden Sie einen ausführlicheren Bericht in RWM-Depesche 09.
Die Meldung, wie der Kran auf diesem Flakturm vor Beginn der Bauarbeiten gerettet wurde, finden Sie im Kaleidoskop von RWM-Depesche 09 auf Seite 646.
Neu im RWM-Kiosk: Bücher zur Marinegeschichte
Neu im RWM-Kiosk finden Sie aktuelle und antiquarische Bücher zur Marinegeschichte.
Das könnte Sie interessieren: Bücher des Wiener Verlags Militaria.
Die deutschen Marinen 1818–1918.
Organisation, Uniformierung, Bewaffnung und Ausrüstung
Autoren: Rolf Noeske, Claus P. Stefanski
Zwei Textbände mit ausführlichem Farb-Bildteil + Schuber, 1336 Seiten, davon 304 farbige Bildtafeln; Hardcover-Bände mit Schutzumschlag. Format: 18,5 × 26 cm
Preis 99,00 €
Adjustierungsvorschriften der k.u.k. Kriegsmarine 1873–1891–1910/12
Reprint der Originalvorschriften, insgesamt 830 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, SW-Druck, Format: 22,5 × 28,5 cm
Preis 85,90 €
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RWM 12: Sherman „Bourg la Reine“ 1944 – die Hintergründe
An der Stadtgrenze von Pfalzburg (Phalsbourg, Department Moselle) steht ein Sherman der 2. französischen Panzerdivision an der Stelle, an der er am 21./22. November 1944 außer Gefecht gesetzt wurde. Wir zeigen das Schicksal der Besatzung und erklären die Hintergründe ihres Einsatzes.
Von Hagen Seehase
Die 2e Division Blindée kommandierte damals General Philippe Leclerc de Hautecloque. Der Panzer, ein Sherman M4A3, gehörte zum 3e Peloton, 3e Escadron des 12e Regiment de Cuirassiers, das seit dem 11. November 1944 von Colonel Marc Rouvillois kommandiert wurde. Die 3e Escadron war der nach ihrem Kommandeur benannten Task Force (TF) Quilichini zugeteilt. Diese Task Force gehörte zur – ebenfalls nach dem Kommandeur benannten – Kampfgruppe Dio (Combat Command Dio, kurz CCD, auch Groupement tactique Dio).
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RWM 12: Österreichs Grenzwerke im südlichen Tirol
Der Herbsturlaub in Südtirol bietet mehr als Törgelen und Alpenglühen. Wer sich für den Ersten Weltkrieg interessiert, kann um den Tunöl-Paß herum die Grenzbefestigungen besuchen, die Österreich-Ungarn nach 1859 gegen seinen Verbündeten Italien errichtete.
Von Adriano Simoni
Nachdem die Lombardei 1859 aus dem österreichischen Staatsverband herausgenommen und durch Frankreich dem Königreich Italien geschenkt wurde, bildete die Südgrenze Tirols zugleich die Grenze des Kaisertums Österreich. Neuralgischer Punkt war die westliche Grenze mit der Lombardei im Bereich des Tunöl-Paß (Passo del Tonale) entlang der Kaiserstraße, die von Mailand nach Trient (Trento), Bozen (Bolzano) und dem Brenner-Paß führte. Die hatte der Marschall Radetzky gefordert; 1859 war sie fertig geworden.
Es entstand daraufhin ein Festungssystem (Sperre Tonale) das im Fall eines zukünftigen Krieges mit dem Königreich Italien die Straße, den Tunöl-Paß und das Vermiglio-Tal sperrte. 50 Jahre später sollte es so weit sein. Der Bau der ersten Festungsanlage wurde im Jahr 1860 begonnen, es war das beeindruckende Fort Strinio. Es lag in 1538 m Höhe und wurde 1866 vollendet. In dessen Nähe wurde 1891 etwas tiefer auf 1350 m gelegen das kleinere Fort Velon gebaut. Zusammen sperrten sie von beiden Seiten die Straße, die vom hochgelegenen Val di Sole zum Tunöl-Paß führte. Der Name Strinio stammt vom nahegelegenen Bach, der auch das Wasser für das Fort lieferte. Die Österreicher nannten ihn auch „Straßensperre“. Die beiden Forts wurden durch einen gedeckten Weg, die „capponiera“, verbunden.
Nach einigen Jahren begann 1906 der Bau des Forts ...
Den vollständigen Artikel finden Sie in RWM-Depesche 12 auf den Seiten 850 bis 853.
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Im RWM-Kiosk können Sie auch in dieser Ausgabe blättern, um sich einen Eindruck von der Qualität unserer Zeitschrift zu machen.
RWM 12: Helden: Pattons Traum vom Wüstenduell mit Rommel
Rommels Widersacher in Nordafrika war nicht nur der Brite Montgomery, sondern auch der US-General Patton. Dessen Person ist ebenso berühmt wie Rommel.
Von Dr. Klaus-Jürgen Bremm
Die Deutsche Wehrmacht hatte mit ihren Panzerdivisionen bereits Polen und Frankreich in einem beispiellosen Sturmlauf überrannt, da entschlossen sich im Juli 1940 auch die Vereinigten Staaten von Amerika, nach zwei Dekaden eines militärischen Dornröschenschlafes ein mechanisiertes Korps aufzustellen, das völlig unabhängig von den Bevormundungen der allmächtigen Infanterie und einer selbstgefälligen Kavallerie auf den zukünftigen Schlachtfeldern Europas kämpfen sollte.
Es war auch die heiß ersehnte Stunde eines schon 55-jährigen Colonels der Kavallerie, der nun endlich nach 36 langen Dienstjahren an die Spitze einer der vier neuen Panzerbrigaden treten durfte. Obwohl er Dank einer reichen Heirat in den Genuß eines privilegierten Lebens mit zahllosen Fuchsjagden, Dinerpartys und ausgedehnten Segelturns gekommen war, hatte die ereignislose Zwischenkriegszeit Georg Smith Patton jr. innerlich zermürbt. Zuletzt an Altersdepressionen und Alkoholismus leidend, hatten ihn wiederholte schwere persönliche Entgleisungen seinen drei Kindern entfremdet und seine Ehe beinahe zerrüttet.
Nun aber lebte der Veteran des Ersten Weltkrieges, der 1916 als Lieutenant an General John Pershings großer Strafexpedition gegen Pancho Villa teilgenommen hatte, wieder voll auf. ...
Den vollständigen Artikel finden Sie in RWM-Depesche 12 auf den Seiten 814 bis 817.
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Im RWM-Kiosk können Sie auch in dieser Ausgabe blättern, um sich einen Eindruck von der Qualität unserer Zeitschrift zu machen.
RWM 12: Der Vorstoß am Djebel Mansour
Die Panzerarmee Afrika kapitulierte im Jahr 1943 vor den Westalliierten. Das bestimmt die Wahrnehmung. Dabei waren die verbündeten italienischen und deutschen Verbände durchaus noch zur Offensive fähig. Im Januar 1945 drängten sie alliierte Kräfte mit Geschick und List zurück. Erstmals publizieren wir aus dem Nachlaß des Generalleutnant Weber eine detailierte Darstellung.
Von Hans-Dieter Handrich
In dem erst kürzlich aufgetauchten Nachlaß des Generalleutnant a.D. Friedrich Weber (1892-1974) sind einige bedeutende zeitgeschichtliche Dokumente über seinen Einsatz im Zweiten Weltkrieg enthalten. Breiten Raum darin nehmen Ausarbeitungen über den Tunesienfeldzug ein, an dem er als Kommandeur der 334. Infanterie-Division teilnahm. Bemerkenswert an dieser Aufzeichnung ist die klare Gliederung.